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EINFACHE SPRACHE & Audiotext

Die Agrar- und Ernährungswende braucht neuen Schwung

Im letzten Jahr gab es Rückschritte bei der Veränderung der Landwirtschaft und Ernährung.
Viele Bauern haben protestiert. Dabei ging es vor allem darum, weniger Bürokratie zu haben. Leider wurden dadurch Umwelt- und Klimaschutzregeln geschwächt.

Zwei wichtige EU-Gesetze wurden gestrichen:

  • Ein Gesetz für nachhaltige Lebensmittelsysteme
  • Ein Gesetz, das den Einsatz von Pestiziden bis 2030 halbieren sollte

In Deutschland gab es zwar eine neue Ernährungsstrategie und ein System zur Kennzeichnung von Tierhaltung. Aber viele andere Vorschläge, zum Beispiel von Fachkommissionen, wurden nicht umgesetzt.

Besonders beim Thema gerechte Preise für Bäuerinnen und Bauern tut sich wenig. Viele Betriebe bekommen zu wenig Geld für ihre Produkte. Das ist ein großes Problem.

Die Politik muss faire Regeln schaffen

Die CDU will den Einsatz von Pestiziden erleichtern und bestimmte Umweltregeln abschaffen. Die Partei sieht keinen Sinn in Regeln zur Reduzierung von Tierhaltung oder zum Schutz der Umwelt in der EU-Agrarpolitik.

Deshalb ist es wichtig, sich für gerechte und umweltfreundliche Landwirtschaft stark zu machen. Dafür setzt sich die Agrar Koordination ein.

Faire Preise statt Ausbeutung

Viele Bauern weltweit bekommen viel zu wenig Geld für ihre Produkte.
Ein Beispiel ist Kaffee: Eine Studie zeigt, dass Kaffeebauern oft weniger verdienen als ihre Produktionskosten. Sie haben keine Macht, bessere Preise zu fordern.

Auch in Deutschland betrifft das viele Landwirte. Zwar zahlen Verbraucher mehr für Lebensmittel – 2023 waren sie 32 Prozent teurer als 2020 – doch das Geld kommt nicht bei den Bauern an. Besonders hart trifft es Bio-Betriebe. Bei Biomilch deckten die Preise im letzten Jahr nur 81 Prozent der Kosten.

Das ist ein Problem: Bauern sollen umweltfreundlich wirtschaften, bekommen dafür aber nicht genug Geld. Es braucht neue Regeln, damit sie fair bezahlt werden.

Neue Ideen für faire Preise

2024 haben sich Organisationen in Deutschland für ein Verbot von Einkäufen unterhalb der Produktionskosten stark gemacht.

In Spanien und Italien gibt es solche Gesetze schon – mit Erfolg. Die Preise für die Bauern sind dort besser. Auch Belgien hat so ein Gesetz beschlossen. In Deutschland wurde es zwar geprüft, aber nicht umgesetzt.

2025 gibt es eine neue Chance: Die EU will neue Regeln machen, die auch in Deutschland gelten könnten.

Das Ziel: Niemand darf Waren zu Preisen kaufen, die unter den Produktionskosten liegen. Das wäre gut für die Bauern.

Pestizide schaden Mensch und Natur

Pestizide werden weltweit immer mehr eingesetzt. Sie töten nicht nur Schädlinge, sondern auch andere Tiere und Pflanzen – und schaden so der Natur.

Zwischen 1992 und 2022 hat sich der Pestizideinsatz weltweit verdoppelt.
In Brasilien werden besonders viele Pestizide verwendet – mehr als in jedem anderen Land. Viele dieser Mittel sind in Europa verboten, weil sie sehr gefährlich sind. Trotzdem werden sie in andere Länder verkauft. Dort gibt es oft keine strengen Regeln. Viele Menschen vergiften sich dadurch – besonders in ärmeren Ländern.

Diese Doppelmoral muss aufhören:
Was bei uns verboten ist, darf nicht exportiert werden.
Frankreich und Belgien haben ein solches Exportverbot schon eingeführt.
Deutschland will es auch, aber es gibt noch keine Einigung.

Ziel: Weniger Pestizide bis 2030

Die EU wollte ein Gesetz, um Pestizide zu reduzieren. Doch das scheiterte am Widerstand von Industrie und Politik. Auch in Deutschland bleibt vieles unklar.

Eine Studie zeigt: Pestizide bleiben lange im Boden. Sie gefährden Insekten und Bodenlebewesen. Trotzdem gibt es nur wenige verbindliche Maßnahmen.

Das Landwirtschaftsministerium hat ein „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ vorgestellt.
Es will die Menge der Pestizide bis 2030 halbieren – aber es fehlen konkrete Schritte. Eine Abgabe auf Pestizide wäre sinnvoll, wurde aber verschoben.

Für eine Landwirtschaft ohne giftige Mittel

Die Agrar Koordination setzt sich für agrarökologische Alternativen ein – das heißt: Landwirtschaft ohne gefährliche Chemikalien.

Die Landwirt*innen sollen dabei unterstützt werden – z. B. mit Fördermitteln oder einer Abgabe auf besonders schädliche Pestizide.

Das bringt Geld ein, das dann für umweltfreundliche Methoden genutzt werden kann.

Mehr Pflanzen auf dem Acker – und auf dem Teller

Weniger Fleisch und mehr pflanzliche Lebensmittel helfen dem Klima und der Umwelt. Auch mehr Bio-Landwirtschaft ist ein Ziel.

Dafür braucht es:

  • Hilfe für Bauern, die auf Bio umstellen wollen
  • Mehr Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln

Ein guter Ort dafür ist die Gemeinschaftsverpflegung – also Essen in Kantinen, Schulen oder Kitas. Dort könnten mehr Bio-Produkte angeboten werden.

Das ist oft möglich, ohne dass es teurer wird – wenn dafür weniger Fleisch verwendet wird.

Die Strategie der Bundesregierung geht in die richtige Richtung. Aber es braucht mehr Unterstützung durch Städte, Gemeinden und Länder.

Steuern für eine bessere Ernährung ändern

Auch die Steuern können helfen, nachhaltiger zu essen. Ein Vorschlag:

  • Keine Mehrwertsteuer auf Bio-Gemüse, Hülsenfrüchte oder Vollkornprodukte
  • Weniger Steuer (7 Prozent) auf pflanzliche Milch wie Hafermilch
  • Höhere Steuer auf Fleisch, das nicht tiergerecht produziert wurde

Das hätte viele Vorteile:

  • Weniger Krankheiten
  • Weniger Umweltbelastung
  • Mehr Einnahmen für den Staat

Global gerecht handeln – auch in der Landwirtschaft

Bei der Agrarminister-Konferenz (GFFA) hat die Agrar Koordination einen Brief an Minister Cem Özdemir übergeben.
Sie fordern:

  • Keine Politik, die Ungleichheit fördert
  • Mehr Schutz für Bauern und benachteiligte Gruppen weltweit

Auch beim Thema Bioökonomie – also die Nutzung von Biomasse – muss darauf geachtet werden, dass niemand benachteiligt wird.

 

Wer ist die Autorin?

Mireille Remesch arbeitet bei der Agrar Koordination. Dort ist sie Expertin für das Thema Ernährung in der ganzen Welt und für Landwirtschaft.