
EINFACHE SPRACHE & Audiotext
Mehr Geld für Milch! Warum wir bessere Regeln für den Milchmarkt brauchen
Viele Monate lang bekommen Bäuerinnen und Bauern für Bio-Milch weniger Geld, als sie für Futter, Fläche und Arbeit ausgeben müssen. Auch bei normaler Milch ist das so: Die Bäuerinnen und Bauern bekommen rund 9 bis 10 Cent pro Liter zu wenig, um ihre Kosten zu decken.
Was ist das Problem?
- Bio-Höfe bekommen zu wenig Geld für ihre gute Arbeit für Umwelt und Klima.
- Konventionelle Höfe (also nicht-bio) haben zu wenig Geld, um zum Beispiel bessere Ställe für ihre Tiere zu bauen.
- Viele Höfe, vor allem kleine, haben schon aufgegeben. Andere machen weiter, weil sie Kredite laufen haben oder die Höfe schon lange in der Familie sind.
- In manchen Gegenden (z. B. Mittelgebirge) wächst nur Gras. Dort können die Höfe nicht einfach Getreide oder Gemüse anbauen – Kühe sind dort wichtig, weil sie Gras fressen können
Große Firmen bestimmen die Preise
Vier große Supermarktketten verkaufen 85 Prozent der Lebensmittel in Deutschland. Auch bei Molkereien und Schlachthöfen gibt es nur wenige große Firmen. Diese großen Firmen bestimmen die Preise und drücken sie oft unter die Kosten der Bauern. Das ist unfair.
Um trotzdem Geld zu verdienen, produzieren viele Höfe mehr. Doch das schadet Umwelt und Klima – zu viel Milch und Fleisch wird sogar ins Ausland verkauft.
Weniger Fleisch und Milch – dafür bessere Preise
Die Deutsche Umwelthilfe will:
- Weniger Tiere, dafür bessere Haltung
- Faire Preise für Bauern, auch für pflanzliche Lebensmittel
Supermärkte entscheiden – nicht die Bäuer*innen
Niedrige Preise für Milch bedeuten nicht, dass der Ladenpreis auch niedrig ist.
Die Preise im Supermarkt sind oft trotzdem hoch.
Ein Grund ist: Die großen Supermärkte nutzen ihre Marktmacht. Sie nehmen mehr Geld – nicht nur für sich, sondern auch wegen der allgemeinen Teuerung (Inflation).
2020 bekamen Bauern nur 13,1 Prozent vom Geld, das in der Lebensmittelkette verdient wurde. Der Lebensmittelhandel bekam dagegen 46,1 Prozent.
Beispiel Spanien: Es geht auch anders
In Spanien gibt es ein Gesetz, das verbietet, unter den Produktionskosten einzukaufen. Der Staat kann die Preise prüfen.
Das hilft:
- Die Milchpreise in Spanien sind stabiler und höher als in Deutschland.
- Die Verbraucherpreise in Spanien sind weniger stark gestiegen als in Deutschland.
Beispiel:
Im April 2023 stiegen in Deutschland die Preise für Milch, Käse und Eier um 31,7 Prozent, in Spanien nur um 20,2 Prozent.
Neue Initiative: INIFAIR
Im Sommer 2023 haben Bäuer*innen, Umwelt- und Verbraucherorganisationen zusammen INIFAIR gegründet.
Ziel: Faire Preise in der ganzen Lieferkette – also vom Bauernhof bis zum Supermarkt.
INIFAIR fordert ein Gesetz, das:
- kostendeckende Preise vorschreibt
- klare Verträge zwischen Bauern und Händlern regelt (z. B. Preis, Menge, Dauer)
- eine Beschwerdestelle für unfaire Handelspraktiken schafft
Was tut die Politik?
Das Gesetz AgrarOLkG gibt es schon. Es soll unfaire Handelspraktiken verbieten.
Aber: Es muss verbessert werden, damit es besser schützt.
Auch das Lieferkettengesetz hilft, wenn Firmen Menschenrechte in der Lieferkette verletzen.
Doch alle diese Gesetze müssen stärker und klarer werden – damit Landwirtschaft, Umwelt und Menschenrechte geschützt werden.
Einfach erklärt: Gesetze gegen unfairen Handel in der Landwirtschaft
In einem Bericht von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wird erklärt, wie unfairer Handel mit Lebensmitteln der Landwirtschaft und dem Land schadet. Große Supermärkte machen oft mehr Gewinn, während Bäuerinnen und Bauern zu wenig verdienen. Zwei Studien zeigen, wie das passiert und welche Regeln helfen könnten.
Was regeln die Gesetze AgrarOLkG, UTP-Richtlinie und Lieferkettengesetz?
Die UTP-Richtlinie ist ein Gesetz der EU. Es will verhindern, dass große Firmen kleine Lieferanten unfair behandeln – zum Beispiel, indem sie ihnen zu wenig Geld zahlen oder sie unter Druck setzen.
In Deutschland gibt es dafür das AgrarOLkG. Es sagt:
- Einige Dinge sind immer verboten (sie stehen auf der „schwarzen Liste“) – zum Beispiel, wenn eine Firma zu spät bezahlt.
- Andere Dinge sind nur erlaubt, wenn es vorher schriftlich vereinbart wurde (sie stehen auf der „grauen Liste“).
Das Lieferkettengesetz ist ein weiteres deutsches Gesetz. Es schützt Menschenrechte – also zum Beispiel, dass niemand in der Lieferkette ausgebeutet wird. Es hilft Firmen, besser auf ihre Lieferanten zu achten.
Alle drei Gesetze sollen fairen Handel fördern. Aber: Die Gesetze sind noch nicht stark genug. Die DUH fordert, dass sie besser gemacht werden, damit sie wirklich helfen.
Mehr Infos
Die Initiative Faire Preise in der Lieferkette ist ein Zusammenschluss von vielen Organisationen. Mehr dazu: initiativefairepreise.de
Weitere Informationen und Daten gibt es bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH): duh.de
Wer sind die Autorinnen?
- Dr. Christiane Barnickel arbeitet bei der DUH und kümmert sich um faire Preise und weniger Lebensmittelverschwendung.
- Reinhild Benning leitet das DUH-Team für Landwirtschaft. Sie arbeitet an Themen wie artgerechte Tierhaltung, Umweltschutz und faire Bezahlung für Bauern.
- Farina Kiefer ist Expertin für Naturschutz. Sie kümmert sich um Lieferketten und den Wandel in der Landwirtschaft.